Deutsches Historisches Museum: Aus den Panzerschränken der DDR
Das Deutsche Historische Museum wurde im Zuge der Wiedervereinigung 1990 mit der Betreuung der umfangreichen Sammlungen des aufgelösten Museums für Deutsche Geschichte (MfDG), des zentralen Geschichtsmuseums der DDR, beauftragt. Aufgrund unmittelbar einsetzender Recherchen sind bereits viele Rückgaben an Eigentümer*innen erfolgt, die etwa nachweislich von den Enteignungen während der Bodenreform ab 1945 betroffen waren. Oftmals fehlt jedoch ein grundlegender Überblick über die Funktionsweisen der staatlichen Stellen, die an der Umverteilung von Kulturgut in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR beteiligt waren. Dies trifft auch auf die Abteilung »Tresorverwaltung« im Ministerium der Finanzen zu, die in den Inventarbüchern als Vorbesitzerin genannt wird. Häufiger erscheint sie nur als mögliche Quelle von Einlieferungen, ihr Wirken kann bislang weder für das MfDG noch für die anderen Museen der DDR nachvollzogen werden. Die Tresorverwaltung hatte die Verfügungsgewalt über Depotschließfächer und Tresore geschlossener Banken nach 1945 im Bereich der DDR. Davon betroffen waren »herrenlose« und jüdische Besitztümer in den nach 1945 nicht geöffneten Berliner Altbanken. Des Weiteren sind Entzüge während der Bodenreform, Entzüge des zurückgelassenen Vermögens von aus der DDR Ausreisenden, Asservate von Beschlagnahmen und ehemalige Reichsbankbestände für die Aktivitäten der Tresorverwaltung relevant. Das Forschungsvorhaben, das in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste von Janine Kersten durchgeführt wird, ist grundlegend für die aktuellen wie zukünftigen Recherchen zur Herkunft der Kunst- und Kulturgegenstände, die nicht nur dem MfDG, sondern allgemein den Museen der DDR durch die Tresorverwaltung zugingen. Mögliche zukünftige Objektforschung, vergleichbar mit den Forschungsprojekten zu NS-Raubgut, ist nur sinnvoll, wenn der Kontext der Kulturgutbewegungen in der DDR grundsätzlich erforscht ist.
Text Brigitte Reineke, Leiterin Zentrale Dokumentation und Provenienzforschung.