Im Vordergrund steht: Was hat das mit mir zu tun?

Brücke-Museum

Daniela Bystron, Curator of Outreach

Was verstehen Sie unter Outreach?

Outreach – ein sperriges Wort, nicht klar definiert, ein Anglizismus, ungenau eingedeutscht. Und: Er funktioniert eigentlich überhaupt nicht für die Menschen, mit denen wir in den Austausch, ins Arbeiten, Handeln und Denken kommen wollen! Schon fast typisch für die Museen. Aber: Es ist immer gut, ein Wort zu haben, das irritiert, das noch nicht genau ausdefiniert ist, nicht eindeutige Erfahrungen oder Bilder im Kopf hervorruft. Denn: Outreach ist nicht klar umrissen, nicht eindeutig definiert, sondern hat Eigenschaften, die für die Outreach-Arbeit wichtig sind – aber für jedes Museum, jedes Team, jede Nachbarschaft oder jede Community, jede Situation und jeden Kontext neu angepasst werden sollten.

Diese Eigenschaften sind unter anderen: Wissen und Analyse von Ausschlussmechanismen wie Klassismus, Diskriminierung oder Rassismus / Fähigkeit zur kritischen Selbstreflexion durch Einbeziehung nichtmusealer Expert*innen / Hinwendung zu inklusiven Formaten / Diversitätsorientierung und damit strukturelle Veränderungen des Museums in Bereichen wie Personal, Programm und Publikum / Instrumente sind also nicht nur Programmarbeit, sondern interne Prozesse zu einer systemischen Veränderung (Inreach) / gesellschaftliche Relevanz – soziale Funktion des Museum anerkennen und mit diversen zivilgesellschaftlichen Gruppen in den Austausch gehen / ernstgemeinte Partizipation – Formate, Räume und Ressourcen für eine aktive, langfristige und politische Teilhabe ermöglichen.

Was sind die größten Herausforderungen für Outreach?

Innerhalb der Institution Wirkungsmacht zu erhalten und ernst genommen zu werden. Outreach ist keine Abteilung, kein Spielen am Rande der Institution. Es ist eher eine Haltung, eine disziplinenübergreifende Methode, ein Instrument.

Mit welchen Projekten hatten Sie Erfolg?

»Various Answers« – ein digitales, partizipatives Projekt, in dem es um einen alternativen Wissensbegriff geht. Gemeinsam mit der Kunstvermittlerin Judith Kirchner und einem tollen Team von Moderator*innen – Marwa Younes Almokbel, Josephine A.V. Deutesfeld, Sandra Ortmann, Dachil Sado – haben wir über ein Jahr mit zwölf Fokusgruppen zu Werken der Sammlung gearbeitet. Es geht um diverse und alternative Formen der Kontexualisierung von Kunstwerken, deren Neubefragung und Aktualisierung. Es steht fast immer die Frage im Vordergrund: Und was hat das mit mir zu tun? Alles ist online auf der Website des Brücke-Museums anzusehen, zu lesen, zu hören.

Daniela Bystron, Foto: Anna Budniewski