Stadtmuseum Berlin: Charakterkopf in Gips
Der sächsische Bildhauer Edmund Möller schuf 1917 anlässlich des 70. Geburtstages von Max Liebermann dessen Büste aus Gips. Offensichtlich geschah dies aus persönlicher Wertschätzung für den Maler, denn ein offizieller Auftrag beispielsweise seitens der Akademie der Künste, deren Präsident Liebermann 1920 wurde, ist nicht nachweisbar. Vielmehr deutet auch die in den Gips gekratzte Widmung »Zum 70. Geburtstag in Verehrung Ed. Moeller 1917« auf eine persönliche Verbundenheit hin. Ein Foto, 1932 aufgenommen von Abraham Pisarek, zeigt Max Liebermann vor dieser Gipsbüste, die offensichtlich in seinen Privaträumen aufgestellt war. Nach dem Tod des Malers am 8. Februar 1935 verblieb die Büste bei Martha Liebermann bis zu deren Tod am 10. März 1943. 1946 tauchte die Büste wieder auf, als Reichsrat Richard Sorgenfrei sie dem Magistrat von Groß-Berlin als »aus dem Besitz von Max Liebermann stammend« zum Kauf anbot, zusammen mit einem Film, der anlässlich des 80. Geburtstages 1927 in Liebermanns Garten in Wannsee gedreht worden war. Beides zusammen sollte 3200 Reichsmark kosten. Am 10. Februar 1947 wurde die gewünschte Summe aus Titeln der Akademie der Künste seitens der Stadtkämmerei freigegeben. Offensichtlich aber erfolgte keine Übergabe an die Akademie der Künste. Die Büste gelangte stattdessen 1950 als Überweisung vom Amt für Rückführung Berlin-Mitte in den Besitz des Märkischen Museums, einer Vorläuferinstitution des heutigen Stadtmuseums Berlin, und erhielt dort die Inventarnummer I 50,40. Die Prüfung der Besitzverhältnisse und der Zeitraum des Eigentumsverlustes von Martha Liebermann 1943 bestätigten den NS-verfolgungsbedingten Entzug. Im Jahr 2022 konnte mit der Nachlassverwaltung Max Liebermann eine einvernehmliche faire und gerechte Lösung gefunden werden. Die Büste ist aktuell im Märkischen Museum ausgestellt.
Text Martina Weinland, Beauftragte für kulturelles Erbe.