Deutsches Technikmuseum: Lektüre für Französinnen

Im Dezember 2021 gab das Deutsche Technikmuseum ein Buch zurück, das von deutschen Besatzungstruppen während des Zweiten Weltkriegs in Frankreich geraubt worden war. Der Fund ist das Ergebnis eines vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste finanzierten Projekts zur Identifizierung von NS-Raubgut. Das Buch stammt aus der Mädchenschule in Pontlevoy. Der Ort war 1940 von deutschen Truppen besetzt worden, die Schulbibliothek galt danach als verschollen. Vergangenes Jahr stießen gleich zwei Berliner Institutionen in ihren Sammlungen auf Bücher der Mädchenschule. Ein Exemplar fand sich im Deutschen Technikmuseum, es gehört zum historischen Bestand des Instituts und Museums für Meereskunde. Ein zweites wurde in der Bibliothek des Botanischen Gartens und Botanischen Museums gefunden. Stempel auf den Innenseiten hatten Aufschluss über die Herkunft der Publikationen gegeben. Beide Institutionen hatten die Bücher Anfang der 1940er-Jahre von der deutschen Militärverwaltung geschenkt bekommen. Museumsdirektor Joachim Breuninger und Provenienzforscher Peter Prölß übergaben die beiden Exemplare persönlich an das Collège le Prieuré & Lycée Catholique de Pontlevoy, wo sie an die Geschichte der Gemeinde und der Schule während des Zweiten Weltkriegs erinnern.

Text Elisabeth Weber und Peter Prölß, Provenienzforschung

Louis Joubin: Le fond de la mer, gedruckt 1920, mit dem Stempel der französischen Mädchenschule unten rechts, SDTB.
Foto: Clemens Kirchner